Weiten! Dieses Wort muss vor Norwegern nicht erwähnt werden. In ihrem Land ist alles weit, weil da keine Menschen sind, weil es in den Gegenden des höheren und hohen Nordens mehr als schwach besiedelt ist. Norwegen ist ein Land, in dem man sich nach einer menschlichen Gestalt und Stimme sehnt, wo ganze Gegenden Hunderte von Jahren leer stehen, denn sie können nicht genug Wärme geben, um jemandes Wiege zu sein, auch nicht genug Nahrung und Schutz, um jemandes Heimat zu werden. In wissenschaftlichen Darstellungen ist festgehalten, dass das ganze norwegische Volk, das auf 322 000 km² haust, nur zweieinhalb Millionen Menschen zählt und dass pro Quadratkilometer durchschnittlich sieben Einwohner leben. Das ist jedoch so zu verstehen, dass dort oben, hinter dem Nordfjord, sehr häufig auf zehn Quadratkilometer sieben Einwohner kommen; bedenkt man, dass diese sieben Leute zu einer Familie gehören können, bedeutet dies letztendlich, dass man durch viele Gegenden Norwegens reist und kaum auf einen Menschen trifft.

Die ganze Traurigkeit dieser Menschen, die in einem Land ohne Menschen leben, kann man erst begreifen, wenn der Einzelne davon spricht.

Wir lernten die Familie eines Kreisarztes aus der Region Telemark kennen, die im Südwesten liegt, also in einer Gegend, die verhältnismäßig am dichtesten besiedelt, am häufigsten besucht und klimatisch am günstigsten ist. Der Arzt und seine Frau waren in Trondheim, um den Sohn zu besuchen, der dort an einem Technikum studierte und dann kamen sie nach Oslo, um ihre Verwandten und Freunde zu treffen. Im Laufe des Gesprächs fragten wir den Arzt, woher er denn stamme. Er antwortete, dass er aus der Region Telemark sei, aus der Nähe des Wasserfalls Rjukanfoss: “Wissen Sie”, und er begann zu lächeln, “im Sommer kommen dort Ausländer wegen des berühmten Wasserfalls hin, sicherlich sind auch Sie dort gewesen.” Wir dachten, dass die Antwort zufällig so ausfiel, und nach einiger Zeit wiederholten wir die Frage. Der Doktor antwortete nun, er sei Arzt in der Region Bratsberg.

– Entschuldigen Sie bitte, mein Herr, uns interessiert der Ort, in dem Sie wohnen. Sind Sie aus der Stadt oder vom Lande?

Der Arzt lächelte wieder, diesmal mehr in Richtung seiner Frau, als ob er sich mit ihr verständigen wollte, was und wie er es sagen sollte.

– Entschuldigen Sie bitte, aber ich kann Ihnen auf diese Frage nicht so antworten, wie darauf, sagen wir mal so habe ich es gehört - in Deutschland, in England und auch, würde ich meinen, bei Ihnen in Serbien geantwortet wird. Ich muss Ihnen in den Worten meiner Sprache antworten. Auf Norwegisch sagt man: Ich wohne sechzehn Kilometer von der nächsten Menschenseele entfernt. Das ist dann sowohl der Name. der Ort, der Sinn und, wenn Sie so wollen. auch der Kummer meines Hauses.